Effizientes Lernen oder Konzentrationsprobleme: Vor- und Nachteile des Doppelstundenmodells
Auf den Stundenplänen der meisten Schulen dominieren die üblichen 45-Minuten-Einzelstunden. Doppelstunden gibt es zwar auch, sie sind aber ebenfalls durch eine Pause getrennt.
Inzwischen gibt es aber auch Schulen, die diese Struktur durchbrechen und andere Wege gehen. Neben den seltenen 67,5-Minuten- oder 80-Minuten-Stunden trifft man v.a. auf diese beiden Modelle:
- Die 60-Minuten-Stunde
- Das Doppelstundenmodell oder Doppelstundenprinzip (90-Minuten-Stunde): Meist werden drei Fächer pro Vormittag unterrichtet, wovon aber höchstens zwei Hauptfächer sein sollten.
Von beiden Varianten versprechen sich die Befürworterinnen und Befürworter ähnliche Vorteile. Hier werden wir die Vor- und Nachteile des Doppelstundenprinzips vorstellen.
- Warum dauert eine Schulstunde in Deutschland meist 45 Minuten?
- Wie passen einstündige Fächer in das Doppelstundenmodell?
- Wie sind die Pausen im Doppelstundenprinzip strukturiert?
- Vorteile des Doppelstundenmodells
- Nachteile des Doppelstundenmodells
- Wie bleibt die Motivation während der Doppelstunden hoch?
- Feedback zum Doppelstundenmodell
Warum dauert eine Schulstunde in Deutschland meist 45 Minuten?
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts dauerten Unterrichtsstunden in der Regel 60 Minuten. Das änderte sich allerdings 1911, als der Preußische Kultusminister August von Trott zu Solz (1855-1938) auf Grundlage von psychologischen Erkenntnissen die 45-Minuten-Kurzstunde in einem Erlass festlegte. Schon damals gab es Stimmen von Lehrkräften, dass diese Zeitspanne zu kurz sei, um „vernünftigen Unterricht“ zu machen. (Quelle: DHM-Blog)
Wie passen einstündige Fächer in das Doppelstundenmodell?
Es gibt verschiedene Lösungsansätze, wie Fächer mit einer ungeraden Stundenzahl im Doppelstundenmodell eingepasst werden können:
- Die Fächer werden im Wechsel 14-tägig unterrichtet.
- Mischform mit Tagen, an denen es auch Einzelstunden gibt.
- Wechsel des Stundenplans zum Halbjahr.
Wie sind die Pausen im Doppelstundenprinzip strukturiert?
- In der Regel gibt es nach jedem Doppelstundenblock eine längere Pause von 15 bis 20 Minuten.
- Die Doppelstunden selbst werden nicht durch einen Pausengong getrennt.
- Innerhalb der Doppelstunden sollten individuelle Pausen integriert werden. Dabei kann es sich um Energizer, Bewegungs- oder Erholungspausen handeln.
Vorteile des Doppelstundenmodells
Organisatorische Vorteile:
- Weniger Raumwechsel
- Weniger Hektik und Stress durch längere Pausen
- Längere Pausen sind erholsamer für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte
- Weniger Gewicht in den Schultaschen
- Seltener Hausaufgaben für den Folgetag
- Oft weniger Hausaufgaben, da bereits im Unterricht geübt werden kann
Vorteile für den Unterricht:
- Mehr effektive Lernzeit: Orgaphase zu Beginn entfällt in der 2. Stunde, keine Unterbrechung durch den Pausengong (/blog/schule-ohne-gong/)
- Mehr Raum für Projekte, zeitintensivere Unterrichtsmethoden, außerschulische Lernorte oder Experimente
- Weniger Vorbereitungsaufwand pro Tag, da weniger Fächer unterrichtet werden
- Methodenwechsel sind einfacher zu integrieren
- Zeit für kooperative, schülerzentrierte Lernformen
- Lehrerinnen und Lehrer geben an, durch den Tagesablauf weniger belastet zu sein
- Mehr Zeit für individuelle Förderung
- Besseres Lehrer-Schüler-Verhältnis
Nachteile des Doppelstundenmodells
Einige der Nachteile von Doppelstunden variieren, ja nachdem, wie Lehrerinnen und Lehrer sie umsetzen. Es macht beispielsweise einen großen Unterschied, ob kurze Energizer-Pausen vorgesehen sind und wie der Stundenablauf und Methodeneinsatz aufgebaut ist.
- Die Abstände zwischen den Stunden eines Fachs sind größer, wodurch die Vergessensrate höher ist und mehr Wiederholungen nötig sind.
- Unterrichtsfreie Tage oder ein Krankheitstag können v.a. bei einstündigen Fächern dazu führen, dass der Lernstoff von zwei Wochen entfällt.
- Lange Konzentrationsphasen: Wenn keine stärkere Phasierung des Unterrichts stattfindet, können Sich Schülerinnen und Schüler über die längere Zeit nicht konzentrieren. V.a. bei jüngeren Schülerinnen und Schülern müssen kurze Pausen integriert werden.
- Beim Erlernen von Fremdsprachen sind kontinuierliche Stunden über die Woche verteilt sinnvoller.
- Die längere Zeitspanne bis zur nächsten Unterrichtsstunde stellt in Bezug auf die Lernorganisation eine größere Herausforderung für manche Kinder dar.
- Höhere Belastung für Lehrerinnen und Lehrer bei schwierigen Klassen
Wie bleibt die Motivation während der Doppelstunden hoch?
Um die Motivation und Konzentration der Schülerinnen und Schüler hochzuhalten, müssen die Vorteile der Doppelstunden auch ausgespielt werden. Wer sie nur als verlängerte Einzelstunden sieht, wird höchstwahrscheinlich schnell die Aufmerksamkeit der Klasse verlieren. Die Stunde kann aber als Abfolge oder Verknüpfung zweier Einzelstunden geplant werden, wobei die Doppelstunde mehr Flexibilität und Schüleraktivierung ermöglicht.
Tipps für Doppelstunden:
- Unterricht stärker phasieren: Wechsel zwischen Unterricht im Klassenverband, Einzel-, Paar- und Gruppenarbeitsphasen
- zeitintensivere Unterrichtsmethoden
- Medieneinsatz
- Experimente und andere zeitaufwändige Aktivitäten wie Rollenspiele (/blog/rollenspiel-im-unterricht/)
- außerschulische Lernorte
- selbstgesteuertes Lernen
- individuelle Pausen
Wie bewerten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern das Doppelstundenmodell?
Wir haben uns die Evaluationsergebnisse verschiedener Schulen angesehen: Das Doppelstundenmodell wurde in allen Umfragen überwiegend positiv bewertet, auch wenn es neben vielen positiven Aspekten einige kritische Punkte gibt, die wir hier in unserer Liste mit den Nachteilen nennen.
Hier finden Sie Schulen, die Ihre Evaluation teilen:
Quellen:
Römerstraße 41a
6230 Brixlegg/Tirol
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