
Im Referendariat weiterkommen – trotz Corona

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Das Ziel des ersten Ausbildungsabschnittes im Referendariat ist es, so viel Praxiserfahrung wie möglich zu sammeln, Unterrichtsmethoden auszuprobieren, eine Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern aufzubauen, Feedback über die ersten Unterrichtsbesuche zu erhalten und seine eigene Lehrerpersönlichkeit weiterzuentwickeln.
Seit Mitte März sieht alles jedoch ganz anders aus. Sich darüber zu ärgern und davon zu träumen, wie es gewesen wäre, wenn alles „normal“ gelaufen wäre, hilft nicht viel. Ich glaube, dass es trotzdem Wege und Möglichkeiten gibt, sich durch Eigeninitiative und Flexibilität im aktuellen Unterrichtsgeschehen einzubringen und dabei viel zu lernen. Hier möchte ich ein Beispiel für ein E-Learning-Projekt vorstellen, das beim Bestimmen des Lernstands der Schüler sehr hilfreich ist.
Ein Einblick in mein Homeoffice
- Morgens werden erst mal die Mails gecheckt, viele Eltern wünschen sich Zusatzaufgaben oder haben sonstige Anliegen. Auch von der Schule und dem Seminar aus gibt es regelmäßige Updates über das weitere Vorgehen, Aufgaben werden verteilt und Termine ausgemacht.
- Ich bin in zwei Klassen an einer Volksschule tätig, die Schülerinnen und Schüler wurden von uns die letzten Wochen regelmäßig angerufen. So bleibt die Beziehung bestehen und persönliche Anliegen können wahrgenommen werden.
- In den zwei Klassen gab es auch Videokonferenzen über Teams mit der ganzen Klasse. Die Kinder haben sich sehr gefreut, alle zu sehen. Mithilfe der Stummschalt- funktion hat es dann auch echt gut geklappt, dass jeder nur dann gesprochen hat, wenn er „aufgerufen“ wurde.
- Die Wochenpläne werden in Zusammenarbeit mit meiner Mentorin erstellt und am Ende der Woche hochgeladen. Für meine zwei Fächer erstelle ich passende Aufgaben mithilfe des Worksheet Crafters.
- Die Präsenzzeiten vom Seminar laufen weiter, auch hier gibt es einiges zu tun. Texte und Aufgaben müssen bearbeitet werden, manchmal verliert man den Überblick. Manche Seminare werden als Videokonferenz durchgeführt, Inputs werden gehalten, Aufgaben bearbeitet, Gruppenarbeiten durchgeführt und Inhalte werden präsentiert. Das geht dann schon mal 3 - 4 Stunden, danach brauche ich erst mal eine Pause und Bewegung.
- Wichtig ist, dass du trotz allem deine Entwicklung (mithilfe der Ausbildungsstandards) dokumentierst und deine Arbeitsstunden.
- Nimm Kontakt mit deinen Ausbildern auf und stelle ihnen konkrete Fragen. Ich habe auf diesem Weg viel Unterstützung erhalten!
- Engagiere dich in der Schule. Überlege dir, was du in der aktuellen Lage bewirken könntest, spreche deine Ideen ab und probiere sie aus!
Mein E-Learning-Projekt
In Mathematik habe ich für die Förderkinder der Klassenstufe 2 mithilfe des Programms Explain Everything eine Art Standortbestimmung konzipiert und durchgeführt. Die meisten Grundschülerinnen und -schüler können Tablets verwenden, deshalb wurde die Standortbestimmung mit Tablets durchgeführt. Dazu musste die App heruntergeladen werden. Mit einem Code konnten sie sich in das Projekt einloggen. Eine Registrierung ist nicht erforderlich.
Das Tolle an dem Projekt:
- Über das Programm kann miteinander gesprochen und an einem Projekt gearbeitet werden. So konnte ich ein diagnostisches Gespräch führen und die Kinder durch die Aufgaben leiten.
- Die Schülerinnen und Schüler konnten dabei ihre Ideen verbalisieren und verschriftlichen.
- Zudem können das Gespräch und die Verschriftlichung als Video aufgenommen werden (mit einer schriftlichen Einverständniserklärung der Eltern).
- Im Nachhinein konnte ich dann das Video noch einmal anschauen, analysieren und daraus eine mögliche Förderung ableiten.
Als ich die Idee zu diesem Projekt hatte, musste erst mal das passende Tool für die Umsetzung gefunden werden. Hier hat mir eine sehr kompetente Kollegin weitergeholfen. Die Einarbeitung in das Programm und das Erstellen der Aufgaben hat etwas Zeit gekostet und war nervenaufreibend. Manchmal haben Sachen einfach nicht mehr funktioniert, ohne erkennbaren Grund. Insgesamt hat die Umsetzung des Projekts aber großen Spaß gemacht und es war sehr aufschlussreich, einen Einblick in die Gedanken der Schülerinnen und Schüler zu bekommen.
Auch meine Bedenken, dass es für die ohnehin schon gestressten Eltern noch mehr Aufwand ist, waren unbegründet. Im Gegenteil, eine Mutter meinte, dass sie dankbar für jedes Lernangebot sei!
Nun sollen weitere Sessions folgen, in denen spezielle Inhalte noch mal gefördert werden. Das ist zum einen wichtig, da das Thema komplett zu Hause eingeführt wurde, zum anderen kann sich der Unterricht dann am Wissensstand der Schülerinnen und Schüler ausrichten, wenn die Schule wieder losgeht.
Mein Fazit
Hab den Mut, dir ein Projekt zu überlegen! Mach dir Gedanken und engagiere dich, zeig, was du schon kannst und wofür dein Herz brennt. Es können auch ganz kleine Dinge sein. Lieber scheitern wir einmal. Wenn nicht im Referendariat, wann dann? Nutz die Zeit im Homeoffice, um etwas auszuprobieren, mit den Möglichkeiten, die es gerade eben gibt. Ich bin mir sicher, dass es sich lohnen wird!
Seebühel 1
6233 Kramsach
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