
Umgang mit Schulschwänzern und Schulverweigerern

Das erfahren Sie in diesem Beitrag
Schule schwänzen schwer gemacht
Fast jeder Schüler schwänzt im Lauf der Zeit irgendwann einmal den Unterricht. Das heißt, er oder sie fehlt unentschuldigt oder der Entschuldigungsgrund entspricht nicht der Wahrheit.
Richtig problematisch wird es allerdings, wenn aus Schulschwänzern Schulverweigerer werden.
Die Folgen können den weiteren Lebensweg der Schulverweigerer weitreichend beeinflussen und ihnen aufgrund eines fehlenden oder sehr schlechten Schulabschlusses viele berufliche Möglichkeiten verschließen.
Schulunlust mit der daraus resultierenden Schulverweigerung ist ein äußerst vielschichtiges Thema, das hier nur angerissen werden kann.
Wir möchten dennoch den Blick auf dieses wichtige Thema lenken und Ihnen einige Hinweise zu Warnsignalen und Handlungsoptionen mit auf den Weg geben.
Wenn aus Schulschwänzern Schulverweigerer werden
In der Regel geschieht dies nicht von heute auf morgen. Bei den meisten summieren sich die blaugemachten Stunden und Tage langsam. Dadurch entfernen sich die Schüler immer mehr von den bisher gewohnten Abläufen und sie können sich immer schwerer dazu überwinden, die Schule zu besuchen.
Wenn Schüler bereits nur noch sporadisch zu einzelnen Stunden anwesend sind, ist es nicht einfach, diese Entwicklung wieder umzukehren. Deshalb ist es wichtig, diesen Verlauf möglichst schon zu unterbrechen, bevor die Fehlzeiten überhand nehmen.
Ob aus einem Schüler, der gelegentlich schwänzt, irgendwann ein Schüler wird, der den Schulbesuch komplett verweigert, ist schwer zu sagen. Hierbei spielen viele Variablen eine Rolle: der Schüler selbst, seine familiären Verhältnisse, die Reaktionen der Lehrerinnen und Lehrer und die Motive und Hintergründe des Schwänzens.
Schulverweigerung kann verschiedene Ursachen haben
Hinter der Schulunlust können viele Gründe stecken, von denen auch mehrere gemeinsam auftreten können.
Dazu zählen:
- Frustration aufgrund mangelnder Erfolgserlebnisse
- Keine Lust, sich an Regeln zu halten oder gängigen Konventionen zu entsprechen
- Freunde, die häufig die Schule schwänzen
- Keinen Sinn in Schule und Lernen erkennen
- Keine Lust, sich anzustrengen und zu lernen
- Familiäre Gründe: Gleichgültigkeit der Eltern gegenüber dem Tun des Kindes, Arbeitslosigkeit, Geldnot, Suchtproblematik …
- Langeweile
- Für den Schüler sind andere Dinge wichtiger als die Schule
Für die Schüler ist das Fernbleiben der Schule eine Lösungsstrategie, die aus ihrer Sicht Sinn ergibt: Sie vermeiden mit dem Schulbesuch den Auslöser schlechter Gefühle.
Auch aufgrund der unterschiedlichen Ursachen gibt es keine einfachen und generellen Lösungen des Problems. Allerdings gibt es gute Möglichkeiten, wie Sie auf unentschuldigte Fehlzeiten reagieren können.
Exkurs: Schulangst und Schulverweigerung
Wenn Schüler immer wieder im Unterricht fehlen, kann aber auch Angst vor der Schule der Grund sein.
Da Schulangst und Schulphobie andere Ursachen haben und deshalb auch andere Vorgehensweisen erfordern, ist es wichtig, sie von einer Schulunlust zu unterscheiden.
Ohne an dieser Stelle allzu tief in die Details gehen zu können, hier einige erste Anhaltspunkte:
Mögliche Ursachen von Schulangst
- Probleme mit den Mitschülern oder Lehrkräften
- Mobbing
- starker Leistungsdruck
- Prüfungsangst
- Lernschwächen
- Eine Schulphobie kann z. B. durch eine starke Trennungsangst von den Eltern ausgelöst werden.
Auch eine depressive Verstimmung oder eine Depression können dazu führen, dass es ein Schüler nicht schafft, die Schule zu besuchen.
Mögliche Anzeichen
Die Kinder zeigen oft auch körperliche Symptome wie Kopf- oder Bauschmerzen, Mattigkeit und Schlafprobleme. Auch Nervosität und Reizbarkeit können auftreten.
Angst vor der Schule und damit einhergehende körperliche Symptome spielen bei Schulverweigerern dagegen kaum eine Rolle.
Während Eltern von Schulverweigern häufig nicht wissen, wo sich ihr Kind während der Unterrichtszeit tatsächlich aufhält, verbringen Kinder mit Schulangst und -phobie diese Zeit häufig mit Wissen der Eltern zuhause.
Es ist deshalb wichtig, genau hinzusehen und mit den Schülern zu sprechen, wenn sie häufiger im Unterricht fehlen. Der Austausch mit den Eltern und ggf. einem Schulpsychologen sind ebenso hilfreich, um zu ergründen, was hinter den Fehlzeiten steckt.
Warnsignale für Schulunlust erkennen
Folgende Punkte können Warnzeichen für den Beginn einer „Karriere“ als Schulschwänzer sein:
- passive Schüler, die nur körperlich anwesend sind
- keine Beteiligung am Unterricht
- überforderte Schüler mit schlechten Leistungen
- Schüler, die im Unterricht oft sehr müde sind
- häufiges Zuspätkommen
- Freunde, die häufig die Schule schwänzen
- Gleichgültigkeit gegenüber Schule und Noten
- Schüler, die keinen Sinn im Lernen sehen
Unter anderem diese und weitere Warnsignale finden Sie im „Handbuch Schulabsentismus. Hintergründe und Handlungshilfen für den Schulalltag“, hrsg. durch die Senatorin für Bildung und Wissenschaft, ReBUZ Bremen und der Freien Hansestadt Bremen, Bremen 2013, S. 9f.
Maßnahmen gegen Schulabsentismus
Schnell handeln:
Am sinnvollsten ist es, bereits einzugreifen, wenn sich die Warnsignale häufen. Noch ist der Schüler Teil der schulischen Abläufe. Je mehr er sich ihnen entfremdet, desto schwieriger ist eine Rückführung.
-
Gesprächsangebote machen:
Gesprächsangebote an den Schüler, um zu ergründen, was hinter der beginnenden Schulunlust steckt, sind dann ein erster Schritt. Falls Sie wissen, dass eine Kollegin oder ein Kollege einen besseren Draht zu dem Schüler hat, können Sie diesen um Hilfe bitten. Liegt die Ursache in der Schule bzw. dem Unterricht begründet, können Sie hier ansetzen.
-
Eltern einbinden:
Bei Problemen, die mehr außerhalb der Schule liegen oder mit der Familie zu tun haben, können Gespräche mit den Eltern einen weiteren Schritt darstellen.
Um ihre Kinder zu unterstützen ist es wichtig, dass die Eltern weder zu viel Druck ausüben, noch das Problem herunterspielen.
Sie können mit dem Kind Regeln vereinbaren und klare Grenzen aufstellen, deren Überschreitung ebenso klare Konsequenzen folgen. Genauso wichtig ist es, auch kleine Erfolge zu bestärken und Zuneigung zu zeigen, um evtl. verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen.
Schwierig wird es, wenn die Erziehungsberechtigten den Schwierigkeiten ihres Kindes gleichgültig gegenüberstehen oder den Lehrkräften die komplette Schuld daran zuweisen.
Maßnahmen der Schule:
-
Konzept erstellen:
Ein einheitliches schulinternes Konzept über das Vorgehen, wenn Schüler schwänzen, schafft Klarheit und Transparenz. Da Schulabsentismus jedoch ein sehr vielschichtiges Problem ist, sollte die Möglichkeit gegeben sein, im Einzelfall individuelle Entscheidungen zu treffen.
-
Ansprechpartner bereitstellen:
Wie unten noch erläutert wird, ist es sinnvoll, jemanden aus dem Kreis des Kollegiums als kundigen Ansprechpartner zu wählen. Dieser sollte sich auch darüber informieren, welche Hilfsangebote beispielsweise von Schulpsychologen, Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit in Anspruch genommen werden können.
Was können Lehrerinnen und Lehrer tun:
- Anwesenheit regelmäßig prüfen
- Fehlzeiten dokumentieren
- Gesprächsangebote machen
- Klare Ansagen, was erwartet wird, Regeln und ggf. Konsequenzen mit den Schülern vereinbaren
- Bei gegebenem Anlass schnell reagieren und sich mit Schülern, Schülereltern und der Schulleitung in Kontakt setzen
- Regelmäßige Elterngespräche
- Voraussetzungen für Erfolgserlebnisse schaffen und die Schüler bestärken, wenn sie Aufgaben erfüllt haben
- Interesse und Aufmerksamkeit vermittelt den Schülern, dass sie wichtig sind
- In Kontakt treten und diesen aufrechterhalten, z. B. durch regelmäßiges Feedback und Nachfragen
- Besonderes Augenmerk auf „Rückkehrer“ mit Angeboten, die es ihnen erleichtern, wieder in der Klasse anzukommen
In besonders schweren Fällen der Schulverweigerung, die häufig ergriffen werden müssen, wenn die Erziehungsberechtigten nicht auf Kontaktangebote der Schule eingehen, besteht auch der offizielle Weg über die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens aufgrund der Verletzung der Schulpflicht und damit einhergehend das Androhen von Geldbußen.
Manche Schulen setzen auch auf einen Abholdienst, der es den Schüler erschwert, zu schwänzen. Dieser Abholdienst kann z. B. durch eine Schülerpatenschaft geregelt werden. Alle Maßnahmen, die Schüler beim Schwänzen stören, sollten Sie ergreifen, z. B. umgehendes Nachhaken bei den Eltern im Fall von Verspätungen und Fehlzeiten.
Über die Seite kobra.net können Sie eine sehr hilfreiche Handreichung für Lehrkräfte von Dr. Karlheinz Thimm mit vielen weiteren Informationen zu Maßnahmen bei Schulverweigerung online abrufen.
Vorbeugende Maßnahmen
Eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Schulverweigerung“, den Hintergründen, Warnsignalen und möglichen Maßnahmen erleichtert es, rechtzeitig und adäquat zu reagieren.
Sinnvoll ist es darüber hinaus, wenn die Schule jemanden aus dem Kollegium findet, der sich zum Fachmann (oder zur Fachfrau) auf diesem Gebiet fortbildet und danach als Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Guter, abwechslungsreicher Unterricht, der auch die Lebensrealität der Schüler mit einbezieht, Lehrerinnen und Lehrer, die einzelne Schüler nicht aus dem Blick verlieren und ein positives Schulklima sind natürlich die besten Voraussetzungen für eine geringe Zahl an Schulverweigerern.
Je mehr Aufgaben an Lehrkräfte gestellt werden (wie der verstärkten Übernahme erzieherischer Aufgaben, Inklusion und Integration), desto schwerer ist dies aber umzusetzen. Verschärft wird die Situation noch durch den derzeit akuten Lehrermangel. Fällt es bereits ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen nicht immer leicht, allen Anforderungen gerecht zu werden, ist es für Quereinsteiger, die nun vermehrt an Schulen unterrichten, fast nicht zu leisten.
Dass es nicht weit mehr Schulschwänzer gibt, ist Lehrerinnen und Lehrern zu verdanken, die trotz oft problematischer Umstände ihre Motivation nicht verlieren, schwierige Schüler nicht aufgeben und dazu beitragen, dass sie ihre schulische Laufbahn nicht als Schulverweigerer beenden.
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