Wie schreibt man einen guten Unterrichtsentwurf? Tipps für Referendarinnen und Referendare
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Das Schreiben von ausführlichen Unterrichtsentwürfen wird von vielen Referendarinnen und Referendaren als Last empfunden, da es v. a. zu Beginn sehr zeitaufwändig ist – und wer hat im Referendariat schon Zeit?!
Nach dem Referendariat wird dieses Tool in seiner ausführlichen Form kaum mehr genutzt. Ist der Unterrichtsentwurf also nur Quälerei?
Im Kern sicher nicht: Der ausführliche Unterrichtsentwurf ist eine schriftliche Planung, die Ihnen helfen soll, Ihren Unterricht zu strukturieren, methodisch und didaktisch zu durchdenken und Ihre Planung zu reflektieren. Darüber hinaus ist er auch eine Grundlage für die Bewertung während der Lehrproben.
Wenn Sie den ausführlichen Unterrichtsentwurf meistern, können Sie später auf dieses Fundament zurückgreifen und die für Sie sinnvollen Elemente für Ihre Unterrichtsplanung beibehalten.
Dieser Beitrag soll Ihnen helfen, einen guten Unterrichtsentwurf zu schreiben. Wir gehen Schritt für Schritt durch die Gliederung eines gelungenen Entwurfs und geben praxisnahe Tipps, damit Sie sich beim Planen Ihrer Stunden sicherer fühlen.
Leider gibt es für den idealen Unterrichtsentwurf kein allgemeingültiges Vorgehen.
Das sollten Sie für den Aufbau, die Länge und die formalen Kriterien beachten:
- Die Vorgaben der Universität bzw. des Studienseminars
- Die Vorlieben der Fachseminarleiterinnen und -leiter
Die Gliederung: Was steht in einem ausführlichen Unterrichtsentwurf?
Die folgenden Punkte sind meist in der Gliederung eines Unterrichtsentwurfs enthalten:
1. Deckblatt
Auf dem Deckblatt werden beispielsweise folgende Punkte vermerkt:
- Name
- Name und evtl. Anschrift der ausbildenden Schule
- Datum, Uhrzeit, Raum
- Fach, Klasse
- Thema
- Nennung der beteiligten Personen (z. B. Prüfungsvorsitz, Vertretung der Seminarleitung, Fach- und Schulleitung)
2. Inhaltsverzeichnis (optional)
3. Bedingungsanalyse
Die Bedingungsanalyse enthält Informationen zu den Rahmenbedingungen Ihres Unterrichts, die dabei helfen, den spezifischen Bedürfnissen Ihrer Lerngruppe gerecht zu werden:
- Klassenraum, Sitzordnung
- Stundenlänge, Pausen, Position der Stunde im Stundenplan
- Ausstattung des Raums, verfügbare Materialien
- Anzahl der Schülerinnen und Schüler
- Zusammensetzung der Klasse (z. B. Kinder mit Förderbedarf, mangelnden Sprachkenntnissen)
- Vorwissen der Schülerinnen und Schüler
- Klassenklima
- Weitere Bedingungen, die sich auf Ihren Unterricht auswirken können
4. Sachanalyse
Die Sachanalyse dient dazu, die fachlichen Inhalte des Themas umfassend zu durchdenken und aufzubereiten. Dabei steht das aktuelle Thema der Stunde, nicht das übergreifende Thema der Unterrichtseinheit, im Fokus.
Die Sachanalyse ist damit das fachwissenschaftliche Fundament, auf dem Ihre gesamte Unterrichtsplanung basiert. Sie gewährleistet, dass die Lehrkraft die Inhalte sicher beherrscht und den Schülerinnen und Schülern verständlich vermitteln kann.
Diese Punkte kann die Sachanalyse enthalten:
- detaillierte Darstellung, Einordung und Einschätzung des Themas
- wichtige Begriffe
- Zusammenhänge
- Theorien
- Kontroversen
Didaktische Analyse
Die didaktische Analyse stellt sicher, dass der Unterricht auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt ist und ein fundiertes pädagogisches Konzept verfolgt:
- Bedeutung des Themas: Warum ist das Thema für die Schülerinnen und Schüler relevant? Welche fachlichen, gesellschaftlichen oder lebensweltlichen Bezüge gibt es?
- Lernvoraussetzungen: Welche Vorkenntnisse, Interessen oder besonderen Bedürfnisse bringen die Schülerinnen und Schüler mit?
- Didaktische Reduktion: Welche Aspekte des Themas sind zentral und sollten in der Unterrichtsstunde behandelt werden? Wie können komplexe Themen so reduziert werden, dass sie für die Schülerinnen und Schüler verständlich und zugänglich sind?
- Schwierigkeiten und Herausforderungen: Welche Probleme könnten beim Verstehen oder Bearbeiten des Themas auftreten?
- Lernziele und Kompetenzen (dieser Punkt kann auch ein eigenständiger Punkt der Unterrichtsplanung sein): Diese beschreiben, was die Schülerinnen und Schüler am Ende der Stunde wissen, können oder verstehen sollen. Neben kognitiven und praktischen Zielen soll der Unterricht auch soziale Kompetenzen wie Kooperation, Kommunikation oder Verantwortungsbewusstsein fördern.
Sie sollten konkret, überprüfbar und an den Kompetenzen des Lehrplans ausgerichtet sein.
Methodische Analyse
Die methodische Analyse gewährleistet, dass die Methoden und Sozialformen sinnvoll auf die Ziele der Stunde und die Unterrichtsphasen abgestimmt sind und die Schülerinnen und Schüler aktiv und effektiv lernen können.
- Warum werden welche Methoden wann verwendet?
- Welche Sozialformen kommen wann zum Einsatz, und warum?
- Welche Materialien und Medien werden verwendet und wie unterstützen diese den Lernprozess?
- Welche Anpassungen können vorgenommen werden, falls etwas nicht wie geplant verläuft? Welche Alternativen gibt es?
Verlaufsplan
Meist wird der geplante Unterrichtsverlauf in einer tabellarischen Verlaufsplanung dargestellt. Sie zeigt, wie die einzelnen Phasen aufeinander aufbauen, welche Methoden, Sozialformen und Materialien eingesetzt werden und wie viel Zeit für jede Phase eingeplant ist. Ziel ist es, den Unterrichtsverlauf klar zu strukturieren und übersichtlich zu dokumentieren.
Typische Bestandteile einer Verlaufsplanung:
- Zeit: Wie viel Zeit wird eingeplant?
- Phase: Welche Phase der Stunde wird beschrieben?
- Aktivität der Lernenden: Was ist die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler?
- Verhalten der Lehrenden: Was machen Sie in dieser Phase?
- Methode/Sozialform: Welche Methoden und Sozialformen werden eingesetzt?
- Materialien/Medien: Welche Materialien oder Medien kommen zum Einsatz?
Reflexion
Die Reflexion dient der Nachbereitung der Stunde. Sie hilft Ihnen, die Planung und Durchführung kritisch zu bewerten, Erkenntnisse zu gewinnen und die eigene Unterrichtspraxis weiterzuentwickeln.
- Ziele und Zielerreichung: Was wurde erreicht, was nicht?
- Vorlauf der Stunde: Welche Abweichungen gab es, und wie wurden sie bewältigt?
- Perspektive der Lernenden: Wie haben die Schülerinnen und Schüler reagiert und gearbeitet?
- Methoden und Materialien: Welche waren erfolgreich, welche weniger?
- Erkenntnisse und Ausblick: Welche Lehren und Konsequenzen ziehen Sie für die Zukunft?
Anhang
Der Anhang enthält alle verwendeten Materialien und die Ergebnissicherung:
- Sitzplan
- Arbeitsblätter und Musterlösungen
- Tafelbilder
- Folien
- Zusatzaufgaben
- Quellen
- Visualisierungen, Übersichten
Machen Sie es den Personen, die Ihren Unterricht beurteilen, leicht, und achten Sie auf eine sinnvolle Reihenfolge der Materialien.
Literaturverzeichnis
Hier geben Sie alle alphabetisch und nach den gelernten Zitierregelungen, die online wie offline verwendete Literatur, Quellen und Unterrichtsbücher an.
Tipps für einen erfolgreichen Unterrichtsentwurf
1. SMART-Formel zur Zielsetzung
Die Formulierung der Lernziele ist ein zentraler Punkt in der Unterrichtsplanung. Die SMART-Formel hilft dabei, klare und erreichbare Ziele zu formulieren:
- Spezifisch: Das Ziel sollte eindeutig und präzise definiert sein. Was wird zur Zielerreichung benötigt?
- Messbar: Formulieren Sie, wie Sie die Zielerreichung überprüfen können.
- Attraktiv: Die Zielsetzung sollte für die Schülerinnen und Schüler motivierend sein.
- Realistisch: Planen Sie Ziele, die in der verfügbaren Zeit und mit den vorhandenen Ressourcen erreichbar sind.
- Terminiert: Setzen Sie klare Zeitrahmen für das Erreichen des Ziels.
Nicht immer können alle Kriterien erfüllt werden, aber je mehr, desto besser.
2. Häufige Fehler vermeiden
Bei der Planung des Unterrichtsentwurfs gibt es ein paar Stolpersteine, die häufig eine gute Umsetzung in die Praxis behindern:
- Zu viele Inhalte: Konzentrieren Sie sich auf wenige, klar fokussierte Lernziele. Überladung führt oft zu Stress und Überforderung.
Das gilt auch für den Unterrichtsentwurf selbst: Klar und auf den Punkt formuliert kommt in der Regel gut an. - Unrealistische Zeitplanung: Achten Sie darauf, dass die Aktivitäten in der verfügbaren Zeit machbar sind und planen Sie Pufferzeiten ein! Diese sind wichtig, denn es läuft selten alles nach Plan …
Auf der anderen Seite ist es v. a. bei einer Lehrprobe nicht verkehrt, eine Zusatzaufgabe bereit zu haben, falls die Schülerinnen und Schüler schneller arbeiten als gedacht. - Fehlende Differenzierung: Berücksichtigen Sie unterschiedliche Lernvoraussetzungen und planen Sie Aufgaben für verschiedene Niveaus.
3. Zeit für Reflexion und Anpassung einplanen
Ist der Unterrichtsentwurf fertig, möchte man ihn ja gerne weglegen und erstmal nicht mehr sehen. Es ist aber sinnvoll, Zeit einzuplanen, um ihn kritisch zu überprüfen:
- Passen die Lernziele zur Zielgruppe?
- Sind die Methoden abwechslungsreich und zielführend?
- Gibt es einen roten Faden im Ablauf?
Überarbeiten Sie den Entwurf, falls Sie Schwachstellen finden. Hilfreich ist bei den ersten Entwürfen auch, sie mit Ihren Mentorinnen und Mentoren oder anderen Kolleginnen und Kollegen durchzugehen.
4. Tipps aus der Praxis
Hier einige erprobte Ansätze, die Ihnen die Arbeit erleichtern:
- Materialien testen: Überprüfen Sie Arbeitsblätter oder Experimente vorab, um sicherzugehen, dass sie verständlich und praktikabel sind.
- Flexibel planen: Halten Sie Alternativideen bereit, falls etwas nicht wie geplant funktioniert.
- Ablauf visualisieren: Erstellen Sie Skizzen von Tafelbildern oder Ablaufplänen, um eine klare Struktur vor Augen zu haben.
- Feedback sammeln: Fragen Sie nach dem Unterrichtsbesuch die Mentorinnen und Mentoren oder die Vertreterinnen und Vertreter des Seminars gezielt nach Verbesserungsvorschlägen.
Quellen
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