Verlorene Zeit durch Unterrichtsstörungen
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Wer kennt das nicht: Die Stunde ist gut vorbereitet und durchgeplant, doch am Ende muss alles ganz schnell gehen und es fehlen dennoch ein paar Minuten, um zu einem gelungenen Abschluss zu kommen.
Wo ist die fehlende Zeit geblieben?
Das Rätsel ist meist nicht schwer zu lösen: Am Stundenbeginn gehen die ersten Minuten verloren, bis alle Schülerinnen und Schüler an ihrem Platz sitzen, die Unterrichtsmaterialien aus der Tasche gesucht haben und langsam Ruhe einkehrt. Im weiteren Verlauf müssen Sie vielleicht ein paar Schwätzer ermahnen, Kippeln unterbinden, erklären, dass das Pausenbrot so heißt, weil es in der Pause gegessen werden sollte und ein paar Mal die Frage „Darf ich mal aufs Klo?“ beantworten.
Zehn bis 15 Minuten sind so in null Komma nichts verloren – und das nur durch kleine Unterbrechungen und Trödeleien.
Maßnahmen gegen Unterrichtsstörungen
Classroom Management, also eine effiziente Klassenführung, hilft, Unterrichtsstörungen einzudämmen. Sie komplett zu verhindern ist praktisch unmöglich.
Einige proaktive und reaktive Maßnahmen für ein gelungenes Classroom Management erfahren Sie im Blog-Beitrag „Weniger Unterrichtsstörungen durch effizientes Classroom Management“.
Ein wichtiger Punkt ist das Vereinbaren und Einhalten von Regeln und Konsequenzen. Wobei Sie bei den Konsequenzen darauf achten sollten, nicht nur Negatives zu sanktionieren, sondern auch Positives zu belohnen und Lob auszusprechen :)
Wichtig ist auch, immer wieder – auch selbstkritisch – zu hinterfragen, ob es tiefere Gründe für die Störungen gibt. Drückt z.B. etwas die Klassenstimmung nach unten oder war der Anteil des Lehrervortrags zu groß?
Das Ziel ist es sicherlich, Unterrichtsstörungen durch präventive Maßnahmen wie Regeln oder das regelmäßige Einholen von Feedback seitens der Schülerinnen und Schüler gar nicht erst entstehen zu lassen. Stören einzelne Kinder müssen die vereinbarten Konsequenzen zum Tragen kommen.
Manchmal ist aber auch die gesamte Klasse trotz aller Bemühungen unruhig und vertrödelt Unterrichtszeit. Viele Lehrerinnen und Lehrer fragen sich in solchen Situationen:
Kann die verlorene Zeit nachgeholt werden?
Im Laufe der Zeit haben Lehrerinnen und Lehrer verschiedene Ansätze entwickelt, um Unterrichtszeit nachzuholen und die Schülerinnen und Schüler idealerweise dazu zu veranlassen, künftig weniger Zeit zu verplempern.
Alle haben ihre Vor- und Nachteile und ob sie funktionieren, hängt sicher stark von der jeweiligen Klasse ab. Auch sollten diese Maßnahmen nicht als alleinige Lösung aller Probleme betrachtet werden. Es ist ein möglicher Ansatz, der im Rahmen eines gelungenen Classroom Managements andere pro- und reaktive Maßnahmen ergänzen kann.
Hier stellen wir Ihnen einige der gängigsten Möglichkeiten vor:
1. Verplemperte Minuten an die Stunde anhängen
Der Spruch „Ich beende die Stunde, nicht der Gong“ gilt tatsächlich – auch wenn Schülerinnen und Schüler das nur schwer glauben können und sich in den verschiedensten Internetforen erkundigen, ob das wirklich erlaubt ist ;-)
Vor- und Nachteile:
- Die Schülerinnen und Schüler erfahren die Konsequenz ihres Handelns durch die Verringerung ihrer Pausenzeit umgehend.
- Diese Variante erlaubt, eine Argumentation abzuschließen oder eine Aufgabe zu Ende zu besprechen. Es ist so eine praktikable Möglichkeit, um zumindest ein paar verlorene Minuten nachzuholen und einen Schlusspunkt hinter die Unterrichtsstunde setzen zu können.
- Überziehen sie zu lange, kommen die Schülerinnen und Schüler zu spät in die nächste Stunde, was diese Variante bei den betroffenen Kolleginnen und Kollegen nicht sehr beliebt macht.
- Am Unterrichtsende sollten Sie nicht überziehen, da die Schülerinnen und Schüler sonst ihre Heimfahrgelegenheit verpassen können.
- Dieser Ansatz eignet sich nicht dafür, regelmäßig angewandt zu werden. Haben die Schülerinnen und Schüler in der Pause nicht die Möglichkeit, sich zu bewegen, zu trinken, essen und die Toilette zu besuchen, dürften sich die Störungen in der Folgestunde noch weiter häufen.
Ist die gesamte Klasse unruhig, kann eine kurze Bewegungspause Abhilfe schaffen. Ein bisschen Bewegung kann manchmal wahre Wunder im Kampf gegen Müdigkeit, Stress und nachlassende Konzentration bewirken und verhindern, dass weitere Unterrichtszeit verlorengeht.
2. Verplemperte Zeit sichtbar machen
Oft können es Schülerinnen und Schüler gar nicht glauben, wie viel Unterrichtszeit tatsächlich durch kleine Ablenkungen verlorengeht. Selbst vielen Lehrerinnen und Lehrern ist das nicht bewusst.
Hier können Sanduhren oder Countdown-Uhren dabei helfen, die ungenutzt verronnene Zeit sichtbar zu machen.
Sanduhren und Countdown-Uhren gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Im Betzold Online-Shop finden Sie Modelle, die auch längere Zeitspannen wie 10, 15 oder 30 Minuten messen – wir hoffen allerdings nicht, dass einen 30 Minuten-Sanduhr nötig ist, um die verlorene Zeit zu messen ;-)
So funktioniert’s:
Stellen Sie die Sanduhr gut sichtbar auf Ihren Tisch. Immer, wenn der Unterricht unterbrochen wird, drehen Sie sie solange um, bis die Schülerinnen und Schüler wieder dem Unterricht folgen.
Am Ende der Stunde zeigt sich, wie viel Zeit verloren gegangen ist. Haben Sie die Möglichkeit, können Sie die Uhr nach Stundenende auch umdrehen und mit den Schülerinnen und Schülern die Zeit nachholen.
Vor- und Nachteile:
- Nichts versinnbildlicht das Verrinnen der Zeit schöner und eindrücklicher als eine Sanduhr :)
- Ansonsten gelten natürlich auch hier die Vor-und Nachteile, die unter Punkt 1 aufgelistet wurden, wenn die Zeit im Anschluss an die Stunde nachgeholt werden soll.
3. Verplemperte Minuten sammeln
Eine andere Möglichkeit ist es, die verlorene Zeit zu „sammeln“ und dann in einer extra Stunde nachzuholen.
So funktioniert’s:
Um die Minuten zu sammeln benötigen Sie eine Stoppuhr, die Sie für die Schülerinnen und Schüler sichtbar immer dann starten, wenn es zu unruhig wird. Sobald es wieder ruhig ist halten Sie die Uhr an. Dann notieren Sie die Minuten und addieren die verlorene Zeit bis 45 Minuten erreicht sind. Tritt dieser Fall ein, setzen Sie eine extra Stunde an, in der die verlorene Unterrichtszeit nachgeholt wird.
Wichtig dabei ist, dass Sie Ihre Schülerinnen und Schüler und am besten auch deren Eltern über diese Konsequenz verbummelter Zeit vorab informieren. Auf jeden Fall müssen Sie sie über den Termin der Nachholstunde in Kenntnis setzen.
Vor- und Nachteile:
- Diese Konsequenz Ihres Verhaltens ist für die Schülerinnen und Schüler ziemlich unangenehm, dabei aber angemessen.
- Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Möglichkeit, mit dem Unterrichtsstoff weiter voranzukommen (ob Ihre Schülerinnen und Schüler das als Vorteil sehen, lassen wir mal dahingestellt …).
- Die Sonderstunde ist sozusagen eine Serviceleistung von Ihnen, für die Sie Zeit investieren müssen.
- Es sind Diskussionen mit Eltern möglich, die dieses Vorgehen ablehnen. Machen Sie in diesem Fall deutlich, dass es sich nicht um ein Nachsitzen als Kollektivstrafe handelt, sondern Unterrichtsstoff behandelt wird, der aufgrund des unruhigen Verhaltend der Klasse nicht durchgenommen werden konnte. Wie gesagt, im Grunde ist es ein Service von dem die Schülerinnen und Schüler profitieren, keine Strafe :)
4. Zeitkonto einrichten
Ein Zeitkonto bietet Schülerinnen und Schülern die Chance, sich durch positives Verhalten selbst zu belohnen :)
So funktioniert’s:
Zu Beginn der Woche geben Sie Ihren Schülerinnen und Schülern einen „Zeitvorschuss“, den Sie auf ihrem Zeitkonto anlegen können. Sie können Ihnen z.B. 10 x 3 Minuten Zeit „schenken“. Jedes Mal, wenn die Schülerinnen und Schüler Unterrichtszeit durch Trödeln oder Stören verplempern, geben Sie Bescheid, dass sie durch ihr Verhalten 3 Minuten der geschenkten Zeit verloren haben.
Am Ende der Unterrichtswoche erfolgt der Blick auf das Konto: Ist Zeit übrig geblieben, werden die Minuten zusammengezählt. Je nach verfügbarer Zeit kann der Zeitkontostand für kleine Vorleseeinheiten, ein Spiel oder was die Schülerinnen und Schüler sonst gerne machen, ausgegeben werden. Ist keine Zeit übrig, gibt es natürlich auch keine Belohnung.
Vor- und Nachteile:
- Die Aussicht auf eine Belohnung motiviert die Schülerinnen und Schüler zum Mitmachen.
- Die Schülerinnen und Schüler sind sich bewusst, dass jeder mitmachen muss, um die geschenkte Zeit bis zum Ende der Woche zu retten.
- Es erfolgen keine Konsequenzen, wenn das Zeitkonto überzogen wird.
5. Beschützt den Zeitschatz
Achtung die Zeitdiebe treiben ihr Unwesen :)
Auch bei dieser Variante wird mit einem Belohnungssystem gearbeitet.
So funktioniert’s:
Zu Beginn jeder Stunde erhält die Klasse einen Schatz von fünf Muggelsteinen, Perlen oder einer anderen geeigneten „Währung“. Immer abwechselnd darf ein Schüler/eine Schülerin der „Wächter des Schatzes“ sein.
Immer wenn es unruhig in der Klasse wird, haben die Zeitdiebe leichtes Spiel: Sie stehlen ein Stück des Schatzes. Schaffen es die Schülerinnen und Schüler am Stundenende noch vier oder alle fünf Muggelsteine bzw. Perlen zu haben, erhalten sie einen Stempel auf eine dafür vorbereitete Klassenzeitstempelkarte. Bei ein bis drei Stücken passiert nichts. Ist der Schatz komplett leergeräubert, wird ein Stempel wieder durchgestrichen.
Am Ende der Woche oder auch nach zwei Wochen (je nachdem wie häufig Sie in der Klasse unterrichten) werden die Stempel gezählt. Jeder Stempel entspricht drei Minuten Zeit, die für schöne Klassenaktivitäten genutzt wird.
Vor- und Nachteile:
- Bei dieser Variante sind im Unterschied zum vorangegangenen Vorschlag auch Folgen für negatives Verhalten möglich.
Wie eingangs schon erwähnt, ist es auch stark von den Schülerinnen und Schülern abhängig, was funktioniert. Auch das Alter spielt eine Rolle: Mit Belohnungssystemen wird besonders gern im Primarbereich und in den unteren Klassenstufen der Sekundarstufe I gearbeitet.
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