Wer wird Lehrer/Lehrerin: Warum wir uns für den Lehrerberuf entscheiden
Robert Kneschke – stock.adobe.com
Vorurteile über die die Berufswahl Lehrer/Lehrerin gibt es ja zu genüge: „Halbtagsjob“, „ständig Ferien“, „die faulsten Schüler werden Lehrer“ …
Dass das Blödsinn ist, weiß jeder, der schon mal vor einer Klasse gestanden hat.
Wie Sie diese und weitere Vorurteile gekonnt kontern, erfahren Sie übrigens hier.
Eine Studie hat kürzlich ganz andere Gründe für die Berufswahl „Lehrer/Lehrerin“ herausgefunden.
Zur Studie
In der 2021 veröffentlichten Studie „Who Chooses Teacher Education and Why? Evidence From Germany“ (Wer entscheidet sich für eine Lehrerausbildung und warum?) werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Tübingen und der RWTH Aachen Daten aus einer Langzeitstudie mit 3600 Schülerinnen und Schüler, die sich später für ein Studium entschieden, sowie deren Eltern aus.
Die Schülerinnen und Schüler wurden ab der 9. Klasse über einen Zeitraum von 6 Jahren befragt. So konnten die früheren Angaben der 487 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die später ein Lehramtsstudium aufnahmen, mit den anderen verglichen und Gemeinsamkeiten unter den angehenden Lehrkräften untersucht werden.
Ausgehend von ihren Ergebnissen, gehen die Forschenden davon aus, bereits bei Schülerinnen und Schülern in der Sekundarstufe erkennen zu können, wer wahrscheinlich eine Laufbahn als Lehrerin bzw. Lehrer einschlagen wird.
Wer wird Lehrer/Lehrerin und warum?
Den größten Einfluss auf die Entscheidung für ein Lehramtsstudium haben den Daten zufolge die Eltern. Dabei gaben v. a. zwei Faktoren den Ausschlag:
- Der Wunsch der Eltern, dass die Kinder ein Lehramtsstudium aufnehmen.
- Ein oder beide Elternteile sind selbst Lehrer/Lehrerinnen.
„Wir waren selbst überrascht, wie deutlich dieser Zusammenhang [zwischen dem Wunsch der Eltern und der Entscheidung für den Lehrerberuf] zu sehen ist“, meint Co-Autor Adam Ayaita gegenüber SPIEGEL zu diesem Ergebnis.
Es spielen aber durchaus noch weitere Gründe eine Rolle:
- Soziale Interessen
- Der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz, den v. a. eine Verbeamtung bietet.
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie/eigenen Kindern
Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten haben erwartungsgemäß eine eher geringe Bedeutung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass die als relativ hoch eingeschätzten Gehälter ein Grund dafür sein könnten.
Was folgt aus den Ergebnissen der Studie?
Eine Ableitung aus der Studie betrifft den gravierenden Lehrermangel: Werbung für den Lehrerberuf könnte nicht nur bei den potentiellen Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern, sondern auch bei deren Eltern ansetzen.
Ob das eine so gute Idee ist, finden wir fraglich. Um den Lehrerberuf bis ins Rentenalter mit Freude ausüben zu können, muss neben einer grundsätzlichen Eignung auch die Freude am Unterrichten, dem Arbeiten mit Kindern und einer kontinuierlichen Weiterbildung vorhanden sein. Auch wenn sich die Eltern das wünschen und der Beamtenstatus Sicherheit bietet, sollte die Frage, ob der Lehrerberuf wirklich das Richtige ist, unbedingt durchdacht beantwortet werden!
In unserem Beitrag „Infos rund ums Lehramtsstudium – der erste Schritt auf dem Weg zum Lehrer/zur Lehrerin“ finden Sie viele Infos und Tipps, die bei der Entscheidung helfen.Quellen
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