Schülerinnen und Schüler geben Lehrerinnen und Lehrern Feedback
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
Schüler-Feedback hilft Lehrerinnen und Lehrern ihren Unterricht zu verbessern
Zu einer Bewertung des Unterrichts und der Lehrerpersönlichkeit durch Schülerinnen und Schüler gibt es unter Lehrerinnen und Lehrern unterschiedliche Haltungen. Während ein Teil ein bis zweimal im Schuljahr Fragebögen an seine Schüler austeilt, haben andere Bedenken und lehnen diese Praxis ab.
Was spricht gegen Schüler-Bewertungen?
In Bayern startete 2016 ein Pilotprojekt: Schülerinnen und Schüler dürfen dort an ausgewählten Schulen zweimal im Jahr den Unterricht der Referendarinnen und Referendare bewerten.
Im Vorfeld gab es zu dem Vorhaben auch zahlreiche kritische Stimmen. Folgende Befürchtungen wurden geäußert:
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Überwachung:
Eine Bewertung könnte in eine Überwachung der Lehrkräfte durch die Schulleitung münden. Besonders bei Referendaren, die u. a. durch die Schulleitung beurteilt werden, wäre es bedenklich, wenn Vorgesetzte die Schülermeinungen lesen dürften.
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Unfaires/unqualifiziertes Schüler-Feedback:
Geben Schüler konstruktive Beurteilungen und Rückmeldungen ab, oder sind es eher Quatschantworten, beleidigende Rückmeldungen bzw. Bewertungen mit denen unbeliebten Lehrkräften eins ausgewischt werden soll?
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Ablehnung von Noten für Lehrkräfte:
Lehrerinnen und Lehrer wollen nicht von den Schülern benotet werden, wie es auf dem inzwischen deaktivierten Portal „Spickmich“ üblich war.
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Druck:
Schüler könnten die Möglichkeit nutzen, um ihre Lehrerinnen und Lehrer (besonders, wenn sich diese noch im Referendariat befinden) unter Druck zu setzen.
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Lehrkräfte wollen sich beliebt machen:
Eine weitere Folge könnte sein, dass Lehrerinnen und Lehrer den Schülern mehr durchgehen lassen, besser benoten oder weniger fordern, um besonders gute Bewertungen zu erhalten.
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Zeitlicher Aufwand:
Wer die Beurteilungen ernst nimmt, muss einiges an Zeit investieren, um sie auszuwerten.
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Sowohl eine angewiesene wie auch eine freiwillige Bewertung haben Nachteile:
Auf der einen Seite sorgt ein Zwang evtl. zu einer Ablehnung der Ergebnisse, auf der anderen Seite könnten sich die Lehrkräfte, denen ein Schüler-Feedback besonders nützen würde, dem entziehen.
Welche Erfahrungen wurden mit der Beurteilung durch Schüler gemacht?
Viele der eben genannten Bedenken lassen sich durch zwei Vorgaben, die auch im bayerischen Modellversuch gemacht wurden, ausräumen:
- Die Schüler benoten ihre Lehrerinnen und Lehrer nicht, sondern beantworten von Wissenschaftlern entworfene Fragen, die ggf. von den Referendarinnen und Referendaren angepasst werden können. Das Feedback wird anonym zu den im Unterricht angewandten Methoden sowie der Vermittlung der Inhalte gegeben.
- Das Schüler-Feedback wird nicht an beurteilende Lehrkräfte bzw. die Schulleitung gegeben oder öffentlich gemacht.
Vormals kritische Stimmen, z. B. seitens des bayerischen Philologenverbands, konnten v. a. durch diese Vorgaben überzeugt werden.
Auch die Rückmeldungen der am Projekt beteiligten Schulen, insbesondere natürlich den Referendarinnen und Referendaren, sind überwiegend positiv:
- Das Feedback der Schüler ist mit wenigen Ausnahmen konstruktiv, überlegt und fair.
- Das Feedback bietet die Chance, die Unterrichtsqualität zu verbessern und sich selbst weiterzuentwickeln.
- Schüler fühlen sich ernst genommen, was sich positiv auf ihre Lernmotivation und das Selbstwertgefühl auswirkt. Sie lernen eine reflektierte Meinung eigenverantwortlich zu formulieren.
- Lehrkräfte verstehen ihre Schüler besser und berichten von für sie überraschenden Erkenntnissen, z. B. von Schülern, die sich wünschen, dass sie strenger sind oder introvertierte Schüler mehr fordern sollen.
- Es wird auf Aspekte aufmerksam gemacht, die sich mit wachsender Routine langsam eingeschlichen haben.
- Möglich sind auch Hinweise auf bisher unerkannte Probleme.
Lehrerinnen und Lehrer berichten auch von viel Lob, das sonst v. a. von älteren Schülern eher selten geäußert wird :)
Die Möglichkeit, zu erfahren, was besonders gut läuft, ist dabei ähnlich hilfreich wie Kritik und bestärkt Lehrkräfte in ihren Methoden.
Das bayerische Pilotprojekt soll nun um ein weiteres Jahr verlängert werden und wird möglicherweise auf alle Schulen in Bayern ausgedehnt.
Die Sache mit dem Zwang
Ein Punkt, der nach wie vor eher kritisch gesehen wird, ist die von oben diktierte Anordnung zur Einholung der Schüler-Beurteilungen.
Die Befürchtung bleibt bestehen, dass die Lehrkräfte, die das Feedback nicht umsetzen wollen, es notgedrungen durchführen, aber die Erkenntnisse daraus nicht analysieren und umsetzen.
Zu diesem Ergebnis kam auch die Hattie-Studie: Hattie schloss aus den ihm zur Verfügung stehenden Daten, dass Feedbacks eines der effektivsten Faktoren für eine positive Schülerleistung sind. Ausschlaggebend dafür ist aber u. a., mit welcher Haltung die Lehrkraft dem Feedback begegnet: Nur wer der Meinung der Schüler offen gegenübersteht und auf deren Grundlage bereit für Veränderungen ist, kann einen Gewinn für seinen Unterricht aus den Rückmeldungen ziehen.
Wünschenswert wäre es sicherlich, dass sich eine Feedback-Kultur auf freiwilliger Basis entwickelt. Denn nur, wer sich einen Überblick über den Ist-Zustand verschafft, weiß auch wo man ansetzen muss, um diesen zu verbessern.
Die Rückmeldungen der Schüler können dabei als Reflexionshilfe zur Verbesserung des Unterrichts und der Weiterentwicklung der Lehrerpersönlichkeit dienen.
Was muss bei der Einholung von Schüler-Feedbacks beachtet werden?
Planung
In der Planungsphase sollten Sie für sich verschiedene Fragen beantworten:
- Zu welchen Themenkomplexen meiner Unterrichtstätigkeit möchte ich Rückmeldungen erhalten?
- Welchen Zeitraum sollen die Schüler dabei beachten?
- Welche Feedback-Methode ist geeignet?
In Bayern wird für den Modellversuch zur Erstellung einer Befragung das Infoportal mebis genutzt. - Wie bereite ich die Schüler vor?
- Welche Regeln sollen vorab vereinbart werden?
Durchführung
Wichtig ist zunächst, dass auch Ihre Schülerinnen und Schüler sich auf das Feedback einlassen möchten. Die Haltung ist, wie eben schon genannt, wichtig.
Informieren Sie Ihre Schüler darüber,
- was von ihnen erwartet wird, was Sinn und Ziel ist.
- dass ihre persönliche Meinung gefragt ist, nicht nach der des Sitznachbarn oder das, was Sie aus Schülersicht vielleicht gern hören würden.
- dass die Umfrage anonym ist.
Auswertung
- Auszählen der Häufigkeiten der verschiedenen Antworten.
- Gibt es auffällige Unterschiede zwischen Eigen- und der Außenwahrnehmung Ihrer Schüler?
- Können Sie aus den Antworten sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichts ableiten?
- Gibt es Antworten, die klärungsbedürftig sind?
Austausch über die Ergebnisse mit der Klasse
Nach der Auswertung ist es sinnvoll, die Ergebnisse, eventuelle Unklarheiten und mögliche aus der Umfrage resultierende Schlüsse und Maßnahmen zu besprechen. Sie zeigen den Schülern so, dass Sie ihr Feedback ernst nehmen und es Veränderungen bewirken kann.
- Welche grundlegenden Erkenntnisse konnten Sie aus der Umfrage ziehen?
- Was ist noch klärungsbedürftig?
- Welche Schlüsse ziehen Sie und die Klasse aus den Ergebnissen?
- Welche Veränderungen sollen angestrebt werden?
- Welche Maßnahmen können Sie und Ihre Schüler unternehmen, um die kritisierten Punkte zu verbessern?
- Vereinbarung, dass die Umsetzung der gemeinsamen Ziele zur Verbesserung des Unterrichts nach einer bestimmten Zeit überprüft wird.
Weitere Feedback-Ideen hat Christoph auf Betzold TV:
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6230 Brixlegg/Tirol
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