
Teamteaching an Schulen – Gemeinsam besser unterrichten

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Zwei Lehrkräfte in einer Klasse – Teamteaching (auch Co-Teaching) eröffnet viele Möglichkeiten, um Schülerinnen und Schüler gemeinsam bestmöglich zu fördern. Doch was genau bedeutet Teamteaching? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Vorteile, Modelle und Herausforderungen des Teamteachings und geben Tipps, wie es in der Praxis gelingen kann.
Was versteht man unter Teamteaching?
Teamteaching bedeutet, dass zwei (oder mehr) Lehrerinnen und Lehrer Unterricht gemeinsam planen und durchführen. Dabei arbeiten sie in der Regel als gleichberechtigtes Team, häufig aber mit unterschiedlichen Aufgaben.
Teamteaching unterscheidet sich von anderen Formen der Zusammenarbeit, wie dem Assistieren oder Hospitieren, durch die enge Abstimmung und die gleichwertige Verantwortung. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu fördern.
In manchen Fällen wird auch die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams (z. B. mit Sozial- oder Sonderpädagoginnen und -pädagogen) als Teamteaching bezeichnet, um beispielsweise einen inklusiven Unterricht besser gewährleisten zu können.
6 Formen des Teamteachings
Beim Teamteaching gibt es verschiedene Ansätze, wie Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam im Unterricht agieren können. Dadurch kann der Unterricht an die Bedürfnisse der Klasse angepasst und auf den Unterricht abgestimmt werden.
- Bei allen Formen muss der Unterricht und die Verteilung der Aufgaben vorab gemeinsam geplant werden.
- Die Modelle können je nach Unterrichtsphase kombiniert werden – z. B. gemeinsames Unterrichten für die Einführung und Unterrichten an Stationen für die Vertiefung.
- Nach dem Unterricht ist es hilfreich, gemeinsam zu reflektieren, ob die gewählten Formen funktioniert haben oder ob es noch Verbesserungspotential gibt.
Hier sind die gängigsten Formen mit kurzen Erklärungen und Praxisbeispielen:
1. Unterrichten und beobachten
- Beschreibung: Eine Lehrkraft übernimmt die Unterrichtsleitung, während die andere beobachtet und gezielt Informationen sammelt (z. B. zur Schülerbeteiligung oder zum Verhalten). Was genau beobachtet werden soll, muss bereits vorab geklärt werden. Nach dem Unterricht werden die Beobachtungen und mögliche Ableitungen daraus besprochen.
- Praxisbeispiel: Während die Englischlehrkraft eine neue Grammatikregel einführt, beobachtet und notiert die zweite Lehrkraft, welche Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten haben.
2. Unterrichten und unterstützen
- Beschreibung: Eine Lehrkraft übernimmt den Hauptunterricht, während die andere im Hintergrund agiert. Sie bietet beispielsweise individuelle Unterstützung an, verteilt Aufgaben oder unterbindet Unterrichtsstörungen. Diese Methode ist besonders bei Unterrichtsphasen hilfreich, bei denen Störungen oder Verständnisprobleme zu erwarten sind.
- Praxisbeispiel: Im Matheunterricht erklärt die Lehrkraft ein neues Thema, während die zweite Lehrkraft Schülerinnen und Schülern mit Verständnisproblemen hilft oder zusätzliche Beispiele bereitstellt.
3. Paralleles Unterrichten
- Beschreibung: Die Klasse wird in zwei Gruppen aufgeteilt und parallel unterrichtet. Es können dabei entweder dieselben Inhalte vermittelt werden oder der Fokus liegt auf unterschiedlichen Aspekten eines Themas. Die Gruppen können sich in unterschiedlichen Räumen befinden oder sie werden innerhalb eines Raums getrennt unterrichtet. Der Vorteil ist, dass mit kleineren Gruppen gearbeitet werden kann. Das bietet sich z. B. bei Phasen an, in denen eine intensivere Betreuung notwendig ist und mehr Raum für Fragen und Interaktion gewünscht ist.
- Praxisbeispiel: Im Sexualkundeunterricht trennen die Lehrkräfte Mädchen und Jungen in zwei Gruppen und unterrichten sie getrennt. So können Fragen in einem geschützten Rahmen gestellt werden.
4. Niveaudifferenziertes Unterrichten
- Beschreibung: Die Klasse wird auch hier in zwei Gruppen aufgeteilt, die von den Lehrerinnen und Lehrern parallel unterrichtet werden. Im Unterschied zum parallelen Unterrichten geschieht die Aufteilung anhand des Leistungsniveaus der Schülerinnen und Schüler. So können entweder besonders leistungsstarke Kinder oder Kinder, die noch mehr Förderung benötigen, in kleineren Gruppen individuell gefordert bzw. gefördert werden.
- Praxisbeispiel: Im Physikunterricht experimentiert eine Gruppe mit einem einfachen Stromkreis, während die andere Gruppe komplexere Schaltungen analysiert.
5. Unterricht an Stationen
- Beschreibung: Die Klasse wird in kleinere Gruppen aufgeteilt, die verschiedene Stationen durchlaufen. Jede Lehrkraft betreut eine Station oder gibt Input an mehreren Stationen.
Durch die Betreuung von zwei Stationen, können die Schülerinnen und Schüler dort individuell gefördert werden. An den Stationen, die eigenständig bearbeitet werden müssen, können die Kinder ihr Wissen durch Lösungen zur Selbstkontrolle überprüfen.
Mehr zur Unterrichtsmethode im Betrag „Stationenlernen“. - Praxisbeispiel: Im Sachkundeunterricht zum Thema „Der Wald“ betreut eine Lehrkraft die Station, an der Blätter den verschiedenen Baumarten zugeordnet werden, während die andere Lehrkraft an einer Station Experimente mit Bodenproben begleitet. Weitere Stationen, wie ein Lesetext zu Waldtieren oder ein Puzzle zum Stockwerkaufbau des Waldes, werden von den Kindern eigenständig bearbeitet.
6. Gemeinsames Unterrichten
- Beschreibung: Beide Lehrkräfte stehen gemeinsam und gleichberechtigt vor der Klasse und wechseln sich beim Vermitteln der Inhalte ab. Es kann auch eine Art Dialog entstehen, bei dem sich beide ergänzen. Die Methode eignet sich auch bei Diskussionen mit unterschiedlichen Standpunkten.
- Praxisbeispiel: Im Geschichtsunterricht führen beide Lehrkräfte ein Rollenspiel durch, in dem sie unterschiedliche historische Persönlichkeiten verkörpern und so ein Thema lebendig gestalten.
Welche Vorteile hat Teamteaching?
Teamteaching hat sowohl für die Lehrkräfte wie auch für die Lernenden Vorteile:
Vorteile für Lehrerinnen und Lehrer:
- Entlastung: Die Verantwortung für Planung, Durchführung und Nachbereitung wird aufgeteilt, wodurch die Arbeitsbelastung reduziert wird. Dieser Punkt kommt v. a. bei eingespielten Teams zum Tragen.
Die größte Entlastung geschieht aber im Unterricht: Zu zweit können Unterrichtsstörungen schneller behoben und Kinder mit Förderbedarf besser betreut werden. - Fachlicher Austausch: Lehrkräfte profitieren voneinander, indem sie Wissen, Erfahrungen und ihre Ideen teilen. Der Austausch kann die Kreativität fördern und zu neuen Herangehensweisen führen.
Die Möglichkeit zum Austausch ist auch im Fall von Konflikten oder Verhaltensthematiken bei einzelnen Kindern wertvoll. - Weiterbildung im Alltag: Die Zusammenarbeit ermöglicht kontinuierliches Lernen durch gegenseitige Beobachtung und Feedback.
Vorteile für Schülerinnen und Schüler:
- Differenzierung: Unterschiedliche Lernniveaus und Bedürfnisse können besser berücksichtigt werden, z. B. durch kleinere Gruppen oder unterschiedliche Materialien und Methoden.
- Mehr individuelle Unterstützung: Mit zwei Lehrkräften in der Klasse ist eine bessere individuelle Betreuung möglich. Während eine Lehrkraft eine Gruppe betreut, kann die andere Lehrkraft auf Schülerinnen und Schüler eingehen, die individuelle Hilfe benötigen.
- Bessere Betreuung bei Lernschwächen: Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten können intensiver begleitet werden.
- Abwechslung: Verschiedene Perspektiven und Lehrstile der Lehrkräfte machen den Unterricht interessanter und fördern die Aufmerksamkeit. Zu zweit sind auch Methoden möglich, die allein nicht umsetzbar wären (z. B. ein Rollenspieldialog).
Was sind mögliche Herausforderungen?
Damit das Co-Teaching ein Erfolg wird, ist es wichtig, mögliche Stolpersteine zu kennen und proaktiv Lösungen zu entwickeln.
1. Kommunikation und Planung
- Herausforderung: Teamteaching erfordert klare Absprachen und eine gute Planung. Leider ist Zeit im Lehrberuf häufig Mangelware.
- Lösungsansatz: Ohne regelmäßige Planungstreffen ist Teamteaching nicht umzusetzen. Am be sten blocken Sie einen festen Zeitpunkt in der Woche für Absprachen. Digitale Tools, wie gemeinsame Kalender oder Planungsapps, können helfen, die Absprachen zu dokumentieren. Vermerken Sie auch die Unterrichtsziele, Methoden und die Rollenverteilungen.
2. Persönliche Dynamiken
- Herausforderung: Unterschiedliche Stile, Arbeitsweisen oder Erwartungen können zu Konflikten führen.
- Lösungsansatz: Eine offene Kommunikation, auch in Bezug auf konstruktive Kritik, ist entscheidend. Damit Konflikte nicht unbemerkt wachsen können, sollten Sie sich gegenseitig regelmäßig Feedback geben. Manchmal müssen sicher auch Kompromisse eingegangen werden. Der Fokus sollte aber auf den gemeinsamen Zielen liegen.
3. Rahmenbedingungen
- Herausforderung: Lehrkräftemangel, fehlende Fördermittel, mangelnde Akzeptanz seitens der Schulleitung oder im Kollegium sind wahrscheinlich die größten Hindernisse für Teamteaching.
- Lösungsansatz: Teamteaching muss nicht während des gesamten Unterrichts stattfinden. In einer Testphase können Sie es in bestimmten Fächern oder bei speziellen Unterrichtsmethoden (z. B. Flipped Classroom, Stationenlernen, projektbasiertes Lernen) einsetzen. Bewährt es sich dort, können vielleicht auch skeptische Kolleginnen und Kollegen überzeugt werden. Teamteaching kann durch seine Möglichkeiten zur individuellen Förderung und Differenzierung andere Projekte wie Förderunterricht am Nachmittag einsparen.
Tipps für die erfolgreiche Umsetzung von Teamteaching
Teamteaching kann eine Antwort auf die Herausforderungen sein, denen Lehrkräfte in ihrem Alltag begegnen, wie beispielsweise Überlastung durch Unterrichtsstörungen oder Schwierigkeiten bei der Differenzierung. Allerdings erfordert diese Form der Zusammenarbeit auch eine sorgfältige Planung und eine offene Kommunikation.
Hier nochmal die wichtigsten Punkte für ein erfolgreiches Teamteaching zusammengefasst:
- Ziele festlegen: Was soll durch Teamteaching erreicht werden (z. B. Differenzierung, individuelle Förderung)?
- Teamaufstellung: Wer übernimmt welche Rolle? Wie werden die Stärken der Beteiligten genutzt?
- Planung und Organisation: Welche Teamteachingform wird genutzt? Gibt es ausreichend Material, Zeit und räumliche Voraussetzungen?
- Abstimmung: Regelmäßige Treffen für Absprachen und Reflexion.
Literatur:
- Meike Kricke und Kersten Reich: Teamteaching. Eine neue Kultur des Lehrens und Lernens, Beltz 2016.
- Inge Krämer-Kilic, Tina Albers, Afra Kiehl-Will und Silke Lühmann: Gemeinsam besser unterrichten. Teamteaching im inklusiven Klassenzimmer, Verlag an der Ruhr 2014.
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